MetaId : 3611 Name (vollständig) : Vilém Julius Hauner
Vilém Julius Hauner stammte aus einer wohlhabenden Prager Bürgerfamilie. Sein Vater war der Restaurateur und Hotelier Vilém Hauner, welcher das prestigeträchtige Hotel „U arcivévody Štěpána“ am Wenzelsplatz (später Hotel „Šroubek“, jetzt Hotel „Europa“) besaß, seine Mutter war Julie Haunerová geb. Hlaváčová. Er hatte drei Schwestern, von denen die älteste, Marie (Haunerová-Votrubová), als Übersetzerin aus acht Sprachen, Dichterin und Feuilletonistin berühmt wurde, die mittlere Schwester Julie wurde Ehefrau des Zoologen A. Mrázka, Professor an der Karlsuniversität, und die jüngste, Kristina, war Gattin des Dirirgenten und Musikkomponisten V. Šaka. Im Jahre 1901 heiratete er das erste Mal, Jitka Staňková, die Tochter eines führenden tschechischen Bierbrauers, der damals in Russland tätig war, er hatte zwei Söhne mit ihr – Vilém Bohumír und Edgar Stanislav (1908–1942). Vilém Bohumír (1903–1982), der in früher Kindheit infolge einer Meningitiserkrankung taub wurde, engagierte sich später auf bedeutende Weise bei der Organisation des gesellschaftlichen Lebens der Gehörlosen. Sein Vater heiratete nach der Scheidung im Jahre 1920 erneut, und zwar die Sängerin Marie Breitscheid geb. Trappová. Er war römisch-katholischen Bekenntnisses. In die Spuren seines Großvaters V. J. Hauner trat insbesondere Milan (geb. 1940), der Älteste der Söhne von Vilém Bohumír, der Historiker der modernen tschechischen Geschichte und Weltgeschichte ist und seit dem Jahre 1968 an britischen und amerikanischen Universitäten wirkt.
Nach dem Abitur am Prager Akademischen Gymnasium, wo unter anderem der spätere bedeutende Elektrotechniker V. List sein Mitschüler und enger Freund war, setzte V. J. Hauner in den Jahren 1895–1900 seine Ausbildung mit dem Studium der Mathematik und Philosophie an der philosophischen Fakultät der Prager Tschechischen Universität fort. Im Oktober 1900 promovierte er als Doktor der Philosophie; Thema seiner Dissertationsarbeit war Geometrie neeuklidovská (Nichteuklidische Geometrie) von Nikolai Iwanowitsch Lobatschewski. In den Jahren 1900–01 studierte er an der Universität Leipzig und 1901–02 in Cambridge. Neben Mathematik und Philosophie beschäftigte er sich seit seiner frühen Jugend intensiv mit Militärgeschichte und Militärtheorie, insbesondere mit dem Themenkreis Kriegsschiffe und Seekriege in Vergangenheit und Gegenwart; aus gesundheitlichen Gründen wurde er jedoch niemals einberufen. Während des Studiums in Praha gehörte er zu den Hörern von T. G. Masaryk, dem er auch politisch nahestand. Er war Anhänger der realistischen Partei und publizierte in ihren Veröffentlichungen, insbesondere in der Zeitschrift Čas (Zeit), in der er in den Jahren 1904–05 Artikel über den Russisch-Japanischen Krieg veröffentlichte Zudem veröffentlichte er in deren Jugendorgan mladorealistickém Přehled (Junger Realist Überblick) (unter dem Pseudonym „Mars“, welches er auch später in anderen Blättern verwendete). In den Jahren 1911–20 arbeitete er als Wirt der akademischen Mensa und Mitglied des Akademikerhauses (auch deshalb war er vom Militärdienst befreit). Sein Name steht auf einem Protestmanifest tschechischer Schriftsteller vom 17. Mai 1917, welches dem Reichsrat in Wien übersandt wurde. Nach Ende des ersten Weltkriegs arbeitete er in den Jahren 1919-1923 als Redakteur der Rubrik ausländische Politik und Militär der Zeitung Tribuna (Tribüne). In diesem Blatt veröffentlichte er unter anderem im November 1919 einen grundsätzlichen Artikel, welcher die tschechische Fachöffentlichkeit über Einsteins Relativitätstheorie informierte. Ab dem Jahre 1919 war er ständiges Mitglied der Kommission für Militärterminologie beim Ministerium für Nationale Verteidigung. Im Jahre 1920 wurde er Mitglied und im Jahre 1925 Vizepräsident des Verwaltungsrats des Militärwissenschaftlichen Instituts. In den Jahren 1928–38 hielt er als Dozent Vorträge an der Svobodná škola politických nauk (Freie Schule der Politikwissenschaften) in Praha. In den Jahren 1939–1941 arbeitete er als Sekretär des Fabrikbesitzers F. Janeček, des Eigentümers der Firma JAWA, mit dem ihn eine persönliche Freundschaft verband.
In seiner Jugend veröffentlichte er mehrere mathematische und philosophische Studien in Fachzeitschriften wie z. B. Geometrie neeuklidovská a její poměr k teorii poznání (Nichteuklidische Geometrie und ihr Verhältnis zur Erkenntnistheorie) in Česká mysl (Tschechischer Geist 4), 1903) oder Geometrie neeuklidovská (Nichteuklidische Geometrie). Teorie Reimannova (Die Reimann-Theorie (Česká mysl (Tschechischer Geist 9), 1908)). Später konzentrierte er sich vor allem auf die Geschichte der modernen Kriegsführung. In Buchform erschienen seine Arbeiten Válka (Der Krieg) (Praha 1913), Vývoj pozemního válečnictví slovem i obrazem (Die Entwicklung des Landkriegs in Wort und Bild) (Praha 1922), Maršálem od píky (Marschall von der Pike auf), Život a činnost sira W. R. Robertsona (Leben und Werk von Sir W. R. Robertson) (Praha 1931), Význam techniky ve světové válce (Die Bedeutung der Technik im Weltkrieg) (Praha 1932), Bitva na Bílé hoře (Die Schlacht am Weißen Berg) (Praha 1934) und Válka pod hladinou moře (Krieg unter dem Meeresspiegel (Praha 1940). Er war ebenso Mitarbeiter der Dodatků Ottova slovníku naučného (Zusätze zum Otto-Wissenschaftlichen Wörterbuch), bzw. OSNND und Redakteur der militärischen Schlagwörter MSN. Publizistisch veröffentlichte er Beiträge in Národní politiky (Nationale Politik), České revue (Tschechische Revue), Vojenský rozhled (Militärische Übersicht), Parlament und weiteren Periodika. Er übersetzte ebenfalls aus dem Französischen, Englischen und Deutschen. Ins Tschechische übersetzte er unter anderem von Churchill Světová kriza (Weltkrise) 1911–1918 (Praha 1932, drei Bände), Paměti maršála Joffrea (Erinnerungen des Marschalls Joffrey) (Praha 1933, zwei Teile) und das populärwissenschaftliche Handbuch der nichteuklidischen Geometrie Jak porozumím rovinné geometrii (Wie ich die ebene Geometrie verstehe) (Praha 1931) von T. Moreuxe.
Hauner beteiligte sich am heimischen Widerstand gegen das Naziregime zu Beginn der deutschen Okkupation im Rahmen der militärischen Widerstandsorganisation Obrana národa (Verteidigung der Nation) (ON). Unmittelbar nach Heydrichs Ankunft in Praha wurde er am 27. September 1941 während des ersten Standrechts von der Gestapo Praha verhaftet. Mehreren Zeugenaussagen nach geschah dies im Zusammenhang mit der Entdeckung seiner geheim gehaltenen Sammlung von Jagdwaffen. Nach der Verurteilung durch das Deutsche Standgericht Praha wurde er im Oktober 1941 in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert.
Hier wurde er kurz darauf, am 31. Oktober 1941, im Alter von 64 Jahren ermordet, als die Lagerleitung für neu ankommende Kontingente sowjetischer Gefangener Platz benötigte. Die offizielle Version lautete, dass er bei einem Fluchtversuch erschossen wurde. Nicht ganz ein Jahr später wurde auch sein jüngster Sohn Edgar S. Hauner Opfer der Naziverfolgung.
Am 20. Oktober 1945 wurde er in memoriam mit dem Tschechoslowakischen Kriegskreuz 1939 ausgezeichnet.
JT & MH
Literatur:
OSND; OSNND; MSN; ČBS; J. Šíma (Red.), Politika a věda (Politik und Wissenschaft), Praha 1938, S. 69 (der Nachname ist fehlerhaft als Hanner angegeben).
Národní osvobození (Nationale Befreiung) 29.10.1945.
J. Werstadt, Za našimi oběťmi a mrtvými (Für unsere Opfer und Toten), in: Válka a revoluce (Krieg und Revolution), Band 1, Praha 1947, S. 46–47.
F. Kutnar, Přehledné dějiny českého a slovenského dějepisectví (Übersichtliche Geschichte der Tschechischen und Slowakischen Geschichtsschreibung) II, Praha 1978, S. 296.
V. List, Paměti (Erinnerungen), Ostrava 1992, passim, S. 16–30.
J. Tomeš, Historie v čase zkoušky (Geschichte in der Zeit der Prüfung), Praha 1992, S. 59.
I. Willoughby, K. Straka, Souvislosti vědy a výzkumu s obranou Československé republiky (Zusammenhänge von Wissenschaft und Forschung mit der Verteidigung der Tschechoslowakischen Republik), Praha 2006.
Historian Milan Hauner on his own fascinating family history, verfügbar unter <http://www.radio.cz/en/article/110247> (13.11.2008).
M. Hauner, Ze vzpomínek jedné neslyšící (Aus den Erinnerungen eines Tauben), in: Speciální pedagogika (Spezialpädagogik) 24, 2014.
Quellen:
NA (Nationalarchiv Praha), f. PŘ 1931–40, k. 6284, H932/10 Hauner W.
ebenda, f. Polizeidirektion I, Konskription, k. 163 (Hauner W.).
A UK Praha, f. FF, Buch der Rigorosum-Protokolle.
VHA Praha, f. 255, sgn. 74043/64.
ebenda, sgn. 43690/68.
persönliches und Familienarchiv von Prof. M. Hauner, Wisconsin, USA.
Persönliches Foto:
NA (Nationalarchiv) Praha, f. PŘ 1931–40, k. 6284, H932/10 Hauner W.
According to the letter I received in 1973 from Johann Maršálek on behalf the Lagergemeinschaft Mauthausen, my grandfather arrived in the Mauthausen Concentration camp with a transport of Czech political detainees from Prague in early October 1941. The date of his death, October 31, 1941, is provided in the Mauthausen Totenbuch with a comment "Auf der Flucht erschossen". He was murdered under the pretext of attempting to escape. The circumstances of his death are elaborated in Mr. Maršálek's letter. Six months later, under the second emergency law following the assassination of Reinhard Heydich, my uncle, Dr. Edgar St. Hauner was arrested and executed without trial on June 8,1942, in Prague.
Milan Hauner (*1940), grandson
Pocházel ze zámožné pražské měšťanské rodiny. Jeho otcem byl restauratér a hoteliér Vilém Hauner, který vlastnil prestižní hotel „U arcivévody Štěpána“ na Václavském náměstí (pozdější hotel „Šroubek“, nyní „Evropa“), matkou Julie roz. Hlaváčová. Měl tři sestry, z nichž nejstarší, Marie (Haunerová-Votrubová), proslula jako překladatelka z osmi jazyků, básnířka a fejetonistka, mladší Julie se stala manželkou zoologa A. Mrázka, profesora Karlovy univerzity, a nejmladší Kristina byla chotí dirigenta a hudebního skladatele V. Šaka. R. 1901 se poprvé oženil s Jitkou Staňkovou, dcerou předního českého pivovarníka, působícího především v Rusku, a měl s ní dva syny – Viléma Bohumíra a Edgara Stanislava (1908–1942). Vilém Bohumír (1903–1982), který v útlém dětství v důsledku onemocnění meningitidou ohluchl, se později významně angažoval v organizaci spolkového života neslyšících. Jeho otec se po rozvodu r. 1920 znovu oženil s pěvkyní Marií Breitscheidrovou roz. Trappovou. Byl římsko-katolického vyznání. Ve stopách svého děda V. J. Haunera pokračuje zejm. Milan (nar. 1940), starší ze synů Viléma Bohumíra, který je historikem moderních českých a světových dějin působícím od r. 1968 na britských a amerických univerzitách.
Po maturitě na pražském Akademickém gymnáziu, kde byl mj. spolužákem a blízkým přítelem pozdějšího význačného elektrotechnika V. Lista, pokračoval V.J. Hauner v letech 1895–1900 ve studiích matematiky a filozofie na filosof.fak. pražské české univerzity. V říjnu 1900 byl promován doktorem filozofie; tématem jeho dizertační práce byla Neeuklidovská geometrie Nikolaje Ivanoviče Lobačevského. V letech 1900–01 studoval na univerzitě v Lipsku a 1901–02 v Cambridgi. Vedle matematiky a filozofie se od raného mládí intenzivně zabýval vojenskou historií a teorií, zvláště problematikou válečného loďstva a námořních válek v minulosti i současnosti; ze zdravotních důvodů však nebyl nikdy odveden. Během pražských studií patřil k posluchačům T. G. Masaryka, k němuž měl blízko i politicky. Byl stoupencem realistické strany a publikoval v jejím tisku, zejména v revui Čas, kde mj. v letech 1904–05 otiskoval články o rusko-japonské válce a v „mladorealistickém“ Přehledu (pod šifrou „Mars“, používanou i později v jiných listech). V letech 1911–20 pracoval jako hospodář Mensy akademické a člen Akademického domu (i proto byl osvobozen od vojenské služby). Jeho jméno je na protestním Manifestu českých spisovatelů ze 17.5.1917 zaslanému říšské radě (Reichsrat) doVídně. Po skončení první světové války pracoval v letech 1919–23 jako redaktor zahraničně politické a vojenské rubriky deníku Tribuna. V tomto listu mj. publikoval v listopadu 1919 zásadní článek informující českou odbornou veřejnost o Einsteinově teorii relativity. Od r. 1919 byl stálým členem komise pro vojenské názvosloví při Ministerstvu národní obrany. R. 1920 se stal členem a r. 1925 viceprezidentem správní rady Vojenského ústavu vědeckého. V letech 1928–38 přednášel jako docent na Svobodné škole politických nauk v Praze. V letech 1939–41 pracoval jako tajemník továrníka F. Janečka, majitele firmy JAWA, s nímž ho pojilo osobní přátelství.
V mládí publikoval několik matematických a filozofických studií v odborných časopisech, jako např. Geometrie neeuklidovská a její poměr k teorii poznání (Česká mysl 4, 1903) či Geometrie neeuklidovská. Teorie Reimannova (Česká mysl 9, 1908). Později se zaměřil především na dějiny novověkého válečnictví. Knižně vyšly jeho práce Válka (Praha 1913), Vývoj pozemního válečnictví slovem i obrazem (Praha 1922), Maršálem od píky. Život a činnost sira W. R. Robertsona (Praha 1931), Význam techniky ve světové válce (Praha 1932), Bitva na Bílé hoře (Praha 1934) a Válka pod hladinou moře (Praha 1940). Byl také spolupracovníkem Dodatků Ottova slovníku naučného, resp. OSNND a redaktorem vojenských hesel MSN. Publicisticky přispíval do Národní politiky, České revue, Vojenských rozhledů, Parlamentu a dalších periodik. Překládal rovněž z francouzštiny, angličtiny a němčiny. Do češtiny mj. přeložil Churchillovu Světovou krisi 1911–1918 (Praha 1932, tři svazky), Paměti maršála Joffrea (Praha 1933, dva díly) i populární příručku neeuklidovské geometrie Jak porozumím rovinné geometrii (Praha 1931) od T. Moreuxe.
V. J. Hauner se zapojil do domácí protinacistické rezistence na počátku německé okupace v rámci vojenské odbojové organizace Obrana národa (ON). Bezprostředně po Heydrichově příchodu do Prahy byl 27. 9. 1941 byl během prvního stanného práva zatčen pražským gestapem. Podle některých svědectví se tak stalo v souvislosti s odhalením jeho utajované sbírky loveckých střelných zbraní. Po odsouzení pražským německým Stanným soudem byl v říjnu 1941 deportován do koncentračního tábora Mauthausen.
Zde byl krátce nato, 31. 10. 1941, zavražděn ve věku čtyřiašedesáti let, když správa tábora potřebovala uvolnit místo pro nově příchozí kontingenty sovětských zajatců. Oficiální verze zněla, že byl zastřelen při pokusu o útěk. Za necelý rok později se obětí nacistické perzekuce stal rovněž jeho mladší syn Edgar S. Hauner.
Dne 20. 10. 1945 byl vyznamenán Čs. válečným křížem 1939 in memoriam.
Literatura:
OSND; OSNND; MSN; ČBS; J. Šíma (red.), Politika a věda, Praha 1938, s. 69 (chybně uvedené příjmení jako Hanner).
Národní osvobození 29. 10. 1945;
J. Werstadt, Za našimi oběťmi a mrtvými, in: Válka a revoluce, sv. 1, Praha 1947, s. 46–47;
F. Kutnar, Přehledné dějiny českého a slovenského dějepisectví II, Praha 1978, s. 296;
V. List, Paměti, Ostrava 1992, passim, s. 16–30;
J. Tomeš, Historie v čase zkoušky, Praha 1992, s. 59;
I. Willoughby, K. Straka, Souvislosti vědy a výzkumu s obranou Československé republiky, Praha 2006;
Historian Milan Hauner on his own fascinating family history, dostupné na <http://www.radio.cz/en/article/110247> (13. 11. 2008);
M. Hauner, Ze vzpomínek jedné neslyšící, in: Speciální pedagogika 24, 2014.
Použité archivní prameny:
NA Praha, f. PŘ 1931–40, k. 6284, H932/10 Hauner W.;
tamtéž, f. Policejní ředitelství I, konskripce, k. 163 (Hauner W.);
A UK Praha, f. FF, kniha rigorózních protokolů;
VHA Praha, f. 255, sgn. 74043/64;
tamtéž, sgn. 43690/68;
osobní a rodinný archiv prof. M. Haunera, Wisconsin, USA.
Osobní foto:
NA Praha, f. PŘ 1931–40, k. 6284, H932/10 Hauner W.